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Der richtige Reifendruck am Auto

Viele Autobesitzer haben die letzten Schneefälle im April noch abgewartet - jetzt ist es aufgrund der entsprechend hohen Tagestemperaturen Zeit für den Wechsel auf Sommerreifen. Damit Sie sicher und möglichst lange auf Ihren Pneus unterwegs sind, gilt es ein paar Dinge zu beachten. Allen voran: den richtigen Reifendruck im Auge zu behalten. Die Kontrolle des Luftdrucks in den Reifen wird oftmals nur sehr inkonsequent verfolgt. Allerdings stellen Reifen bei unsachgemäßer Handhabung eine bedeutende Unfallquelle dar.

Ein zu hoher Reifendruck beansprucht das Material zu sehr und ermöglicht nur dem Mittelstück der Lauffläche, die Straße überhaupt zu berühren, während die beiden Reifenränder buchstäblich in der Luft hängen. Ein zu geringer Luftdruck bewirkt genau das Gegenteil: Während die beiden Ränder der Lauffläche auf dem Asphalt aufliegen, reicht die Luftmenge nicht aus, dass auch der mittlere Teil Straßenkontakt hat. In beiden Fällen ist es dringend notwendig, direkt und fachmännisch zu reagieren. Nur so können Einbußen der Fahrsicherheit aktiv verhindert werden.

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Foto: © Pixabay

Welche Gefahren birgt ein falscher Reifendruck?

Der falsche Reifendruck ist nicht nur eine Lappalie. Das zeigt sich, wenn man sich die Gefahren und Folgeschäden vor Augen führt: Laut Informationen des ADAC gehen jedes Jahr etwa drei Milliarden Liter Kraftstoff auf die falsch eingestellte Bereifung zurück. Mit vermehrtem Verbrauch steigen dementsprechend auch die Abgaswerte eines Fahrzeugs. Die Folgen sind nicht nur in Ihrem Geldbeutel spürbar, sondern resultieren auch in einer höheren Umweltbelastung. Nicht zuletzt können erhöhte Emissionen dazu führen, dass auch andere Fahrzeugteile schneller in Mitleidenschaft gezogen werden.

Reifen sind dafür ausgelegt, dass sie im Optimalfall immer die Belastung der Fahrt auf die gesamte Oberfläche verteilen können. Bei falschem Reifendruck wird der Gummi unregelmäßig und zu stark belastet, was die Lebensdauer der Reifen deutlich verkürzen kann. Damit sie nämlich als sicher gelten, muss eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm gewährleistet werden – empfohlen werden sogar 3 bis 4 mm. Ist der Reifen nun ständig einem falschen Druck ausgesetzt, trägt sich das Profil unterschiedlich stark ab und der Verschleiß nimmt beträchtlich zu. Bei bereits 0,4 bar dauerhaft zu viel im Reifen können Sie mit einem 30 Prozent höheren Verschleiß als bei optimalem Reifendruck rechnen. Neben diesen sichtbaren Folgeschäden mindert ein zu hoher Reifendruck auch den Fahrkomfort.

Allerdings werden nicht nur der Grad des Verschleißes und der Treibstoffverbrauch des PKW erheblich erhöht, wenn die Reifen einen zu hohen oder zu geringen Reifendruck aufweisen, es beeinträchtigt auch die Fahrtüchtigkeit des Wagens. Mit mehr Mängeln ist somit weniger Sicherheit gegen Unfälle gegeben. Der ADAC gibt hierbei an, dass jährlich in Deutschland mehr als 1.700 Verletzte und sogar fast 30 Tote unmittelbar auf eine unsachgemäße Bereifung zurückzuführen sind.

Zum einen sind die Unfälle, die in Zusammenhang mit alten Reifen oder deren falsch justiertem Luftdruck stehen mit einer hängen Verlängerung des Bremswegs zu erklären. Der Reifen liegt bei einer inkorrekten Luftmenge nicht mit voller Fläche auf der Fahrbahn auf und kann so wesentlich schlechter abgebremst werden. Darüber hinaus steigt die Schleudergefahr in Kurven, was sich auch bei Überholmanövern bemerkbar machen kann. Bei zu hohem Reifendruck steigt die Gefahr, dass ein Reifen bei voller Fahrt platzt – die Unfallfolgen sind natürlich nicht vorhersehbar.

Welcher Reifendruck ist empfohlen?

Generell sehen viele Reifenhersteller einen idealen Luftdruck zwischen 2,0 und 3,0 bar vor. Um auf Nummer Sicher zu gehen, ermitteln Sie den vorgesehenen Reifendruck für Ihr Automodell. Motorräder, Kleinbusse und größere Fahrzeuge haben andere Vorgaben als ein handelsübliches SUV oder eine Limousine. Unter keinen Umständen sollten Sie einfach von einem Wert ausgehen, ohne diesen überprüft zu haben.

Den Idealwert finden Sie an verschiedenen Stellen an und in Ihrem Auto: Neben einem Vermerk in der Bedienungsanleitung steht er oft entweder im Tankdeckel, an der B-Säule oder auf einem Aufkleber im Handschuhfach. Falls Sie den Luftdruck nirgendwo finden können oder Sie sich immer noch unsicher sind, gibt es auch Tabellen bei allen Reifenherstellern. Als Faustregel gilt, dass der Reifen mit 0,3 bar höher eingestellt sein kann als an vom Hersteller angegeben. Allerdings nicht mehr als diese Grenze, da sich die Luft im Reifen während der Fahrt um weitere 0,2 bis 0,3 bar ausdehnt, da sie erwärmt wird. Zusammengerechnet macht die Erhöhung dann 0,5 bis 0,6 bar aus, was dem empfohlenen Maximalwert bei voller Fahrt.

Viele Experten empfehlen, den angegebenen Wert stets um exakt 0,2 bar zu überschreiten. Auf diese Art darf davon ausgegangen werden, dass der Luftdruck bis zur nächsten Kontrolle nicht unter den Mindestwert fällt und es die beste Bilanz zwischen Treibstoffbedarf und Fahrleistung gibt.

Eine Ausnahme dieser ganzen Hinweise besteht bei sogenanntem Volllastdruck. Bei einem vollbesetzten oder schwerbeladenen Wagen drückt das Gesamtgewicht auf die Reifen und vermindert so auch deren Luftdruck. Im Gegensatz zum Teillastdruck können Sie in diesem Sonderfall – beispielsweise bei einem Umzug oder einer Autoreise mit der ganzen Familie – den Luftdruck grundsätzlich um 0,2 bis 0,5 bar ausgehend vom Maximaldruck erhöhen, ohne dass es Folgen für die Reifen gibt. Längere Strecken mit hoher Geschwindigkeit oder eine Schotterbefahrung können ebenfalls einen Volllastdruck bedingen.

Spezielle Arten der Bereifung (beispielsweise Breitreifen) weisen eine abweichende Vorgabe der Luftdruckangabe aus. Hierbei ist der Lastindex bzw. der Geschwindigkeitsindex des vorliegenden Reifentyps maßgeblich. In diesem Fällen sollten Sie sich in jedem Fall bei dem zuständigen Hersteller erkundigen.

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Wie misst man den Reisedruck?

Während der regelmäßige Blick auf den Tank bzw. die Akkukapazität zum A und O gehört, wird der Überprüfung des Luftdrucks in den Reifen oft nicht genug Beachtung geschenkt. Es reicht bei Weitem nicht aus, in halbjährigen Intervallen den Luftdruck im Zuge des Reifenwechsels zu checken. Experten empfehlen einen regelmäßigen Check alle zwei Wochen. Nur so kann auch auf spontane Wettereinflüssen und unvorhergesehene Luftentweichungen reagiert werden.

Im Idealfall kontrollieren Sie den Luftdruck bei einer Temperatur von 20 °C, wenn Sie zuvor einige Kilometer gefahren sind. Erst dann ist das Gummimaterial maximal ausgedehnt und Sie prüfen den realistischen Luftdruck während einer Fahrt. Luftkompressoren sind an fast jeder Tankstelle zur freien Benutzung zu finden. Mit einem Schlauch kontrollieren Sie nun den bestehenden Luftdruck und können diesen mit Hilfe der Tasten „Plus“ und „Minus“ entsprechend anpassen, bis der optimale Luftdruck gefunden ist. Hierbei ist es wesentlich, dass Sie die Referenzierte für Ihr Fahrzeug kennen oder nachschlagen können.

Wiederholen Sie den Vorgang in jedem Fall bei allen vier Reifen. Ein unregelmäßiger Reifendruck ist mindestens genauso so schädlich und gefährlich für das Fahrzeug wie die einheitlich zu niedrige oder zu hohe Befüllung aller Reifen. Speziell auf Reisen können Sie auch auf einen mobilen Luftdruckmesser zurückgreifen, den es schon für wenig Geld im Fachmarkt gibt. Die Handhabe funktioniert gleich wie mit den Kompressoren an der Tankstelle.

Bei einem Reifenwechsel sollten Sie nach der Kontrolle des Luftdrucks auch die Ventile der Reifen durchchecken. Hersteller sprechen sich sogar dafür aus, halbjährlich die Ventile komplett auszutauschen. In jedem Fall sollten sie spätestens nach vier Jahren erneuert werden. Das Ventil stellt mitunter die schwächste Stelle eines Reifens dar und ist in vielen Fällen der Grund für eine Luftentweichung. Wenn der Luftdruck in zweiwöchigen Abständen zu oft erhöht werden muss, können defekte Ventile das Problem sein.

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Weitere Tipps rund um optimalen Reifendruck

Seit 2014 werden neue Fahrzeuge standardmäßig mit einem sogenannten Reifendruck-Kontrollsystem ausgestattet. Dieses warnt automatisch über einen zu hohen oder zu niedrigen Druck in den Reifen. Auf diese Weise müssen Sie nicht selbst daran denken, regelmäßig den Luftdruck zu kontrollieren. Schnelles Handeln ist jedoch auch mit Warnsystem geboten. Ein nicht korrekter Reifendruck stellt immer eine Gefahrenquelle für Unfälle dar. Ältere Autos können mit einem derartigen System nachgerüstet werden.

Einige Autobesitzer setzen auf Reifengas bei der Befüllung der Autoreifen. Dieses Mittel beruht auf Stickstoffbasis und ist daher leicht entzündlich. Für alle vier Reifen können Sie mit 10 bis 20 Euro Kosten rechnen. Im Vergleich zur normalen Luft gibt es keine wesentlichen Unterschiede – das Stickstoffgemisch dehnt sich zwar während der Fahrt nicht aus, allerdings stimmen dafür die Angaben des Reifenherstellers nicht mehr.

Fazit

Aus vielen Gründen (Verbrauch, Verschleiß, Sicherheit, Abgase, Fahrkomfort) sollte es Ihnen ein Anliegen sein, Ihr Auto stets mit dem optimalen Luftdruck in den Reifen zu nutzen. Dazu gilt es den genauen Wert zu kennen, die Umstände der Fahrt zu definieren und den Luftdruck auch tatsächlich zu messen. Im Anschluss daran können Sie den Reifendruck ganz einfach mittels Kompressor ideal einstellen. Es gibt eine Reihe an modernen Hilfsmitteln, allerdings ist es empfehlenswert, den Check der Reifen zu einer Regelmäßigkeit zu machen. Nur so können Sie das Unfallrisiko möglichst gering halten und optimalen Fahrkomfort genießen.

Von Nicolas Jany   |   02.05.2021