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Gebrauchtwagen aus Italien

Bei der Suche nach einem neuen Auto lohnt sich immer mehr auch der Blick ins europäische Ausland. Der österreichische Markt an Gebrauchtwagen boomt zwar momentan, allerdings ist das wachsende Kaufverhalten auch in anderen Ländern zu beobachten. Mit der Öffnung der EU-Grenzen und der ähnlichen Bürokratie der Mitgliedsstaaten erscheint es daher logisch, sich auch für das ausländische Angebot zu interessieren.

Der folgende Artikel zeigt Ihnen, worauf Sie Wert legen sollten und was Sie auch beachten müssen, um einen Gebrauchtwagen in Italien zu erwerben. Sowohl diverse Leasingpakete als auch der herkömmliche Kauf lohnen sich in vielen Fällen. Speziell in Grenzregionen mit Italien ist Ihr Traumauto nur ein Katzensprung entfernt und es bedarf darüber hinaus eines minimalen Mehraufwands im Vergleich zu einem Autokauf in Österreich.

Warum soll der Gebrauchtwagen ausgerechnet aus Italien kommen?

Der italienische Automobilmarkt hat sehr viele Vorzüge, von denen Sie sowohl beim Leasing eines Fahrzeugs als auch beim Kauf profitieren können. Zum einen darf man durchaus auf den guten Geschmack der Italiener setzten – das Auto ist hier ein gut gepflegtes Statussymbol und kein zu verschleißender Alltagsgegenstand. Auch Gebrauchtwagen sind oft gut in Schuss und verfügen von Haus aus über eine hochwertige Innenausstattung. Kein Wunder, dass viele Luxusmarken wie Lamborghini, Ferrari und Maserati aus dem südlichen EU-Staat kommen. Zudem lassen sich auch einige erstklassige Oldtimer in Italien finden.

Allerdings verfügt das Land über die größte Auswahl an soliden Gebrauchtwagen im Preissegment von unter 1500 Euro. Der Markt wird auf über 50 Millionen Autos geschätzt und besonders die einheimischen Marken wie Alfa Romeo, Fiat und Lancia sind mit vielen Modellen vertreten. Allerdings lassen sich auch vermehrt deutsche Autohersteller (VW, Mercedes, Opel, BMW, o. ä.) bei italienischen Autohändlern finden.

Weitere Nebeneffekte ist die fehlende Umrechnung der Landeswährungen und teilweise auch das Wegfallen der Sprachbarriere. Einige Anbieter bieten Kommunikation auf Deutsch und in Regionen wie Südtirol können Sie sogar mit fast jedem auf Deutsch ins Gespräch kommen. Außerdem verfallen Zollgebühren (Exportkosten und die Einfuhrumsatzsteuer), da Sie bei dem Kauf des Gebrauchtwagens im europäischen Binnenmarkt bleiben. Daher ist es ratsam, das Auto auch auf direktem Weg ins Zielland zu überführen und nicht eine Drittland-Grenze zu überqueren.

Was genau zählt als Gebrauchtwagen?

Zunächst ist es wichtig den Status eines „Gebrauchtwagens“ zu definieren. Im Gegensatz zu einem klassischen Neuwagen ist er älter als sechs Monate und wurde bereits mehr als 6000 km gefahren. Werden beide Kriterien nicht erfüllt oder nur eines davon, gilt das Auto noch als neu und Sie können von den Vorteilen des Gebrauchtwagenmarktes nicht profitieren. Angefangen bei den sehr hohen Kosten für Vignette und Versicherung bei Neuwagen, bis hin zu einer abzuleistenden Erwerbssteuer bei dem Import nach Österreich von 20 % des Gesamtwerts – der Kauf eines neuen Fahrzeugs in Italien ist nicht wirklich zu empfehlen.

Das Leasen und Kaufen eines Gebrauchtwagens hingegen wird wirtschaftlich hingegen interessant, da die Erwerbssteuer ganz wegfällt und etwaige Versicherungskosten viel geringer ausfallen. Darum verwundert auch kaum, dass sich die meisten Interessenten aus dem Ausland besonders für die Autos ab einem Alter von vier Jahren interessieren. Des Weiteren wird der Kilometerstand des PKW von italienischen Anbietern etwas kulanter berechnet als es bei deutschen oder österreichischen Händlern der Fall wäre. Maßgeblich sind hier eher die Ergebnisse der technischen Untersuchungen und das Baujahr an sich.

Worauf kommt es bei Gebrauchtwagen aus Italien an?

Sowohl bei einem Leasing- als auch einem Kaufvertrag mit einem italienischen Unternehmen gibt es ein paar Besonderheiten, doch im Grunde überschneiden sich die Schritte des Autoerwerbs auch in vielen Punkten. Nach einer ersten erfolgreichen Kontaktaufnahme und ersten Preisverhandlungen, sollten folgende Aspekte beachtet werden:

  • Der Kaufvertrag bzw. Leasingvertrag beinhaltet Ihren Namen, die Seriennummer und das Baujahr des Fahrzeugs sowie Auskünfte über die Kosten.
  • Nach Möglichkeit sollte die abzuführende Umsatzsteuer schon im Gesamtpreis enthalten sein. Diese ist für eine bessere Transparenz separat auf dem Vertrag aufzuführen. Bei Firmenwagen verfällt diese Steuer jedoch.
  • Als Alternative kann auch eine saldierte Rechnung als Eigentumsnachweise ausgestellt werden.
  • Der italienische Fahrzeugschein besteht aus zwei Teilen, dem Libretto di Circolazione und dem Certificato di Proprietà. Beide Dokumente sind mit dem Vertrag auszuhändigen.
  • Das Auto kann sein Kennzeichen bis zum Anmelden im Zielland behalten, da es in Italien an das Fahrzeug – und nicht dessen Besitzer – gebunden ist. Ein Überstellungskennzeichen ist nicht nötig.
  • Der italienische Händler kümmert sich darum, das Fahrzeug aus dem dortigen Register zu streichen.
  • Das Auto sollte in jedem Fall in einem tadellosen Zustand sein. Entweder kann der Händler dies mit dem Scheckheft, einer Revisione (ähnlich dem TÜV) oder eine Haupt- und Abgasuntersuchung nachweisen.
  • Trotzdem sind eine Probefahrt und eine unabhängige Inspektion durch einen Gutachter sehr empfehlenswert.
  • Das Auto sollte über eine EU-Betriebserlaubnis verfügen. In der Regel wird diese erteilt, wenn das Auto nachträglich die österreichische TÜV-Abnahme §21 der Straßenverkehrszulassungsordnung besteht.
  • Im Vorfeld kann diese Untersuchung durch die EWG-Übereinstimmungsbescheinigung (auch als COC-Bescheinigung bekannt) vermieden werden. Bei Autos, die nach 2000 gebaut wurden, ist dieses Dokument jedoch Pflicht und sollte vom Händler ausgestellt werden.

Was gibt es beim Gebrauchtwagen-Leasing zu beachten?

Zu den oben genannten Punkten kommt bei italienischen Gebrauchtwagen der Umstand, dass die Überführung des Fahrzeuges gesetzlich vorgeschrieben durch den Händler erfolgen muss. Daher sollten Sie unbedingt darauf achten, dass diese verpflichtenden Transportkosten in der Rechnung bereits auftauchen, um keine böse Überraschung erleben zu müssen. Genauso verhält es sich auch bei den Rückführungskosten nach Ende der Leasinglaufzeit. Zudem können notwendige Inspektionen und Untersuchungsintervalle zwischen Österreich und Italien variieren. Darauf sollten Sie schon beim Kauf darauf achten, welche genauen Kosten zum Ende des Vertrags auf Sie zukommen werden.

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Ob Leasing oder Kauf - beide Finanzierungsarten besitzen ihre Vorteile. © Pixabay

Lohnt sich der Kauf eines italienischen Gebrauchtwagens?

Die einfachste Möglichkeit, an sein gewünschtes Auto aus Italien zu kommen, ist sicher der Kauf. Schließlich müssen Sie nicht nach einigen Jahren wieder neu entscheiden, wo und welchen Wagen Sie nun leasen möchten und wie das ausgediente Auto zurück nach Italien kommt. Nach dem Bezahlen beim Händler gehört Ihnen der PKW, so lange Sie das möchten und können.

Allerdings sollte man hier – wie in anderen Staaten auch – aufpassen, kein Opfer von Betrügern zu werden. Einige „schwarze Schafe“ bieten nämlich nicht echte und gestohlene Fahrzeuge an und bitten Sie zur Vorkasse. Daher empfiehlt es sich, nicht mehr als 200 € Anzahlung zu leisten und nur bei geprüften und zertifizierten Autohändlern zu kaufen. Selbstverständlich besteht auch keine Gefahr, wenn Sie den Verkäufer persönlich kennen. In allen anderen Fällen sollten Sie die Finger lassen, selbst wenn das Angebot noch so verlockend erscheint.

Die größte Herausforderung zu den oben erklärten Punkten ist die Erstattung der Umschreibegebühr. Diese fällt mit 450-1200 € sehr hoch aus und wird beim Leasing beispielsweise durch den Händler übernommen. Bei dem Kauf jedoch kann man nicht davon ausgehen. Viele Verkäufer überlassen die Zahlung dieses Trepasso dem Käufer. Daher sollten Sie entweder darauf achten, dass die Gebühr vom Verkäufer gezahlt oder auch nur mitfinanziert wird. Es erscheint nicht besonders lukrativ, mit dem Anbieter um einige Euro des Preises zu feilschen, während dieser hohe Kostenposten schlicht außer Acht gelassen wird.

Darüber hinaus sollte bei dem Kauf noch einmal stärker darauf geachtet werden, dass das Auto im versprochenen Zustand vorzufinden ist. Das Ergebnis der Revisione sollte wirklich noch länger gültig sein, um nicht auf versteckte Kosten zu stoßen. Inzwischen wird diese TÜV-ähnlichen Untersuchung aber nicht mehr auf dem Wagen als Plakette markiert, sondern nur noch in den Unterlagen gekennzeichnet.

Wie meldet man das Auto in der Heimat an?

Sofern mit dem Kauf und der Überführung des Wagens alles funktioniert hat, müssen Sie ihn nun bei Ihrer zuständigen Zulassungsstelle anmelden. Grundsätzlich läuft dies ganz ähnlich ab wie mit einem deutschstämmigen Fahrzeug, allerdings sind mehr Dokumente und Nachweise von Nöten. Bringen Sie unbedingt folgende Unterlagen im Original mit:

  • Kauf- oder Leasingvertrag
  • Fahrzeugschein
  • Personalausweis oder Reisepass
  • Versicherungsbescheid
  • Wohnsitznachweis
  • Zertifikat der Konformität
  • Beleg der Fahrtüchtigkeit (TÜV-Ergebnis)

Als Nächstes muss das Fahrzeug in das österreichische Register eingetragen werden, was durch die Genehmigungsdatenbank geleistet wird. Mit der EWG- oder COC-Bescheinigung stellen Sie bei einem Generalimporteur gegen eine Gebühr von maximal 180 € Antrag auf Genehmigung. Besitzen Sie die Bescheinigung nicht oder es existiert keine, kann Sie durch das Gutachten §57a (Pickerl) in Österreich nachgeholt werden, woraufhin weitere Kosten aufkommen. Als Letztes berechnet das Finanzamt die Höhe der Normverbrauchsabgabe (kurz NoVA), die sich nach dem CO2-Ausstoß des Fahrzeugs richtet und einmal fällig wird. Dabei wird zwischen Dieselmotoren und Benzinantrieb unterschieden und das Baujahr als maßgeblich erachtet. Außerdem wird geprüft, inwieweit die Mehrwertsteuer bereits beglichen wurde. Im Zweifelsfall Sie fordert das Finanzamt zur Nachzahlung auf. Nachdem die Sperre aufgehoben wurde, ist das Auto ordnungsgemäß angemeldet und Sie dürfen es offiziell fahren.

Fazit

Die Gründe für die Anschaffung eines Gebrauchtwagens aus Italien sind ganz verschieden. Allerdings unterscheiden sich die Modelle Leasen und Kaufen nicht wirklich stark in den Punkten Aufwand, Beantragung und Durchführung. Mit den aufgeführten Informationen sind Sie jedenfalls gewappnet, um auch den italienischen Automarkt nach einem Schnäppchen zu durchforsten. Wenn Sie sich das italienische Flair in die Garage geholt haben, werden Sie feststellen, dass sich der bürokratische Mehraufwand durchaus gelohnt hat. Um unnötigen Kosten aus dem Weg zu gehen, ist es ratsam, eine ausführliche Preisaufstellung anzufertigen und sich ausreichend zu informieren.

Von Nicolas Jany   |   03.04.2021