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Fahren im Elektroauto – Vorteile und Nachteile
Nicht zuletzt durch Greta Thunberg und die Fridays for Future Bewegung ist E-Mobilität in aller Munde. Demgegenüber stehen die noch immer unauffälligen Zulassungszahlen der E-Autos: Laut Bundesverband für Elektromobilität waren per April 2020 in Österreich insgesamt 32.203 Elektroautos zugelassen, davon sind 2.985 Neuzulassungen von Jänner bis April 2020. Im selben Zeitraum meldet die Statistik Austria die Neuzulassung von 62.915 Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Klassische Verbrenner machen damit noch stolze 95,3 Prozent aller Neuzulassungen aus, Stromer dagegen gerade einmal 4,7 Prozent.
Bild: E-Autos in Österreich © Bundesverband für Elektromobilität
Geschichte der E-Fahrzeuge
Wussten Sie, dass die Elektromobilität schon lange vor dem Informationszeitalter existierte? Eigentlich sind E-Fahrzeuge sogar ein bisschen älter als Automobile mit Verbrennungsmotor: Der schottische Erfinder Robert Aberdeen entwickelte in den 1830ern das erste Elektrofahrzeug, ab Mitte des 19. Jahrhunderts waren Elektrowagen ein gewohntes Bild auf den europäischen Straßen. Das erste Automobil mit Verbrennungsmotor meldete Carl Benz im Jänner 1886 zum Patent an. Erst um 1910 drängten Automobile mit Verbrennungsmotor E-Fahrzeuge in ein Nischendasein.
Ihre Renaissance erlebte die Elektromobilität in den 1990er Jahren. Der Golfkrieg, der eine Ölkrise auslöste, und das weltweit zunehmende Umweltbewusstsein brachten die Automobilindustrie dazu, sich mit alternativen Antrieben auseinanderzusetzen. BMW, VW, General Motors, Nissan, Honda und weitere Hersteller entwickelten in den 1990ern elektrisch betriebene Modelle, die jedoch nie oder nur in Kleinstauflagen für handverlesene Kunden produziert wurden. 1997 schließlich startete der Verkauf des ersten Hybridfahrzeugs in Großserie, das bis heute am Markt ist: der Toyota Prius.
Bild: Der erste Toyota Prius © IFCAR / Public domain
Wie fährt sich ein Elektroauto?
Grundsätzlich gibt es beim Fahren keine großen Unterschiede zwischen E-Autos und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Bis auf ein paar Besonderheiten, die ein Stromer mit sich bringt. In rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen braucht man etwa nicht zu schalten (außer in den Rückwärtsgang). Die ganze Power des E-Motors steht jederzeit voll zur Verfügung. Damit punkten alle E-Fahrzeuge mit ihrer guten Beschleunigung.
Weitere Vorteile:
- E-Autos sind sehr leise. Das Abrollgeräusch der Reifen ist das einzige, was zu hören ist. Deshalb müssen alle ab 1. Juli 2019 neu zugelassenen E-Autos bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h ein Warngeräusch von sich geben, um Fußgänger nicht zu gefährden.
- Steigt der Fahrer vom Strompedal, setzt eine leichte Bremswirkung ein: die sogenannte Rekuperation, die wieder Energie erzeugt.
- Da ein Elektrofahrzeug keinen Verbrennungsmotor mit Getriebe, Auspuff etc. benötigt, sind weniger Teile verbaut, die kaputt werden können. Dadurch sinkt der Wartungs- und Reparaturaufwand.
- E-Autos verursachen im Betrieb keine Emissionen. Besonders in Städten ist das ein nicht unerheblicher Vorteil.
- In Österreich gibt es verschiedene Steuererleichterungen für E-Fahrzeugbesitzer: Für sie entfallen die NoVA und die motorbezogene Versicherungssteuer, darüber hinaus existieren Anschaffungsförderungen für Betriebe und Privatpersonen.
- Keine Geschwindigkeitsbeschränkungen nach dem Imissionsschutzgesetz Luft (IG-L). Auf Schnellstraßen und Autobahnen gelten IG-L Tempolimits nicht für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge, die ein grünes Nummernschild aufweisen. Sehr wohl aber Geschwindigkeitsbeschränkungen nach der StVO.
- In einigen Gemeinden und Städten dürfen E-Autos gratis parken und die Busspuren benützen (bitte vorab jeweils die lokalen Regelungen abklären).
Bild: BMW i3s © BMW
Was E-Autos noch aufholen müssen
Die Vorteile eines Elektroautos sind zahlreich. Jetzt kommt das ABER: Gründe, die Elektromobilität noch nicht für die Mehrheit der Autofahrer alltagstauglich machen.
- Größter Nachteil bis jetzt ist die geringere Reichweite eines E-Autos im Vergleich zu Fahrzeugen mit Hybridantrieb oder Verbrennungsmotor. Je nach Modell liegt die reale Reichweite bei 100 bis 400 Kilometern ehe die Akkus neu aufgeladen werden müssen.
- Verfügbarkeit von Ladestationen. In Österreich fehlt teilweise noch das flächendeckend ausreichende Angebot an (Schnell-)Ladestationen. Wer unterwegs auf öffentliche Lademöglichkeiten angewiesen ist, muss seine Route daher sehr genau planen und nach vorhandenen Ladestationen ausrichten.
- Lange Ladezeiten. Langsames Laden mit geringer Ladeleistung ist bequem und relativ günstig. Das ist möglich, wenn das Fahrzeug beispielweise über Nacht an eine Wallbox angeschlossen wird. Wenn’s pressiert und man unterwegs aufladen muss, wird die Geduld strapaziert: Selbst mit maximaler Ladeleistung dauert es mindestens 30 Minuten (meist länger) bis der Akku wieder auf 80% aufgeladen ist.*
- Fragliche Ökobilanz. Die Produktion der Fahrzeuge und vor allem der Batterien verschlingt enorme Mengen an Energie. Batterien bestehen aus Rohstoffen, deren Abbau ökologisch und ethisch oft fragwürdig ist. Was mit alten Batterien geschieht, ist bisher nicht ganz klar: Sie sind Sondermüll, für dessen Entsorgung es in Österreich aber noch keinen vollständig lizenzierten Entsorgungsbetrieb gibt (siehe WKO). Teilweise werden gebrauchte Batterien als stationäre Stromspeicher (etwa für Photovoltaikanlagen) verwendet, doch ein geregeltes Recyclingsystem fehlt.
- Wesentlich höherer Kaufpreis als für einen Benziner oder Diesel.
- Strom ist nur dann umweltfreundlich, wenn er aus erneuerbaren Energiequellen und nicht aus Kohle-, Kernkraft oder Biomasse stammt. Das E-Auto aufzuladen, ist auch nicht immer billiger als Diesel oder Benzin zu tanken: Highspeed-Ladestationen des österreichweiten Anbieters Smatrics zum Beispiel schlagen mit rund 0,95 Euro pro Minute Ladezeit zu Buche. Ein BMW i3 lässt sich an einer DC-Schnellladesäule (50 kW) in ca. 42 Minuten auf 80% aufladen. Gesamtkosten bei einer Smatrics-Ladestation (ohne Freischaltgebühr): 39,90 Euro. Zum Vergleich: Das kleinste Verbrenner-Modell von BMW, der BMW 116d, mit ca. 42 l Tankinhalt kommt bei den aktuellen Diesel-Preisen von durchschnittlich 0,95 Euro ebenfalls auf 39,90 – vollgetankt. Wird der Tank nur zu 80% gefüllt, kostet das nur 31,92 Euro. Bezieht man nun noch die Reichweite ein, sieht der Stromer alt aus: Der 116d fährt mit vollem Tank bei einem Durchschnittsverbrauch von 5 l/100 km 840 Kilometer weit, der i3 mit vollem Akku 260 Kilometer.
*Die Ladezeit eines Akkus können Sie berechnen, indem Sie Batteriekapazität (Angabe in kWh) durch Ladeleistung (kW) teilen. Zum rechnerischen Ergebnis sollten Sie aber noch 30 Minuten Aufschlag dazu geben, weil auch der Zustand der Batterie einen Einfluss haben kann.
Unser Fazit:
Elektroautos fahren emissionsfrei und sind lärmarm, was vor allem im urbanen Raum von Vorteil ist. Hier gibt es auch kein Problem mit der relativ geringen Reichweite, da fast nur Kurzstrecken gefahren werden. Zusätzlich begünstigt der Stopp&Go Verkehr die Energierückgewinnung durch Bremsen. Im städtischen Bereich sind E-Autos eine echte Alternative, vor allem wenn die Möglichkeit besteht, das Fahrzeug langsam über eine Wallbox oder ähnliches aufzuladen. Um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor komplett zu ersetzen, sind Elektroautos derzeit in vielen Bereichen noch nicht geeignet.
Mehr über Elektrofahrzeuge, inklusive Tipps & Tricks für das richtige Laden und optimierte Fahren erfahren Sie demnächst in einem weiteren Blog-Beitrag!